Freitag, 12. Dezember 2008

Die wohl entspannteste Woche meines Freiwilligendienstes bisher :-)


Letztes Wochenende hatte ich (siehe letzter Artikel) frei.
Ich genoß tagsüber die freie Zeit und beschloss am Samstag Abend Matteo zu einem
Kaffee-Likör (Licor-café, eine galizische Spezialität die in Überdosen starte Kopfschmerzen verursacht) zu überreden.
Da Montag 'festivo' (Feiertag) war, nämlich 'unbefleckte Empfängnis', waren erstaunlich viele Leute über das
lange Wochenende nach Xinzo gekommen. Wir gingen in's 'Espolón' und waren dort die einzigen Gäste.
Das führte zu einem heiteren Gespräch mit 'Luismi', dem Jefe der Bar, und der Kellnerin.
Nachdem Luismi uns noch einen ausgegeben hatte gingen wir ins 'Fandinga'. Das ist die Bar,
in die Larissa und Matteo mich am Tag meiner Anreise vor genau 90 Tagen einluden.
Ein schlicht eingerichteter Laden der allerdings einen großen Garten zu bieten hat,
welcher bei besserem Wetter Freude bereitet.
Die Musik und das Heinecken waren gut, im Fernsehr gewann Barcelona und der Geräuschepegel befand sich
wohl etwa auf drei- oder vierfacher Höhe als ich es aus Deutschland aus vergleichbaren Bars gewohnt bin.
Danach gingen wir in eine Bar (den Namen habe ich mir nicht gemerkt) in der Matteo Alberto vermutete.
Allerdings war es so voll und laut, dass wir nach unserem obligatorischen Licor-café die Bar durch die
Hintertür verließen und uns in's 'Quinto Pino' aufmachten.
Der Name dieser Bar gefällt mir sehr, da
'Quinto Pino' übersetzt 'Fünfte Pinie' heißt und im Park vor der Bar vier Pinien stehen.
Außerdem ist 'al Qunito Pino' eine Redewendung, vergleichbar mit dem deutschen
'da wo der Pfeffer wächst'... einfallsreich.
Dort trafen wir dann auch auf Alberto, der allerdings noch betrunkener war als wir.
Nachdem er uns auf ein 'Estrella Galicia', das hier getrunkene, spanische Bier, eingeladen hatte
stellte er mich diversen Freunden von sich vor von denen er wusste dass sie deutsch Sprechen.
So lernte ich dann Ulf, Mitte 40, aus Bonn und seinen Sohn Kiron, 17, kennen. Wir verbrachten den
Rest des Abends miteinander im 'Con-Fusión' (con bedeuted auf spanisch 'mit') mit bemerkenswert
tiefgründigen Gesprächen über die Unterschiede zwischen Deutschland und Galicien und gegen halb 4 machte
ich mich auf den Weg nach Hause. Diese Uhrzeit ist für deutsche Verhältnisse wahrscheinlich relativ 'normal',
hier war ich allerdings einer der ersten die das Bett dem 'Xinzo-Night-Life' vorzogen...

Sonntag Abend gegen Mitternacht kam Olga, die Fünfte im Bunde, aus Polen (Warschau) an.
Auf Spanisch brachte sie noch nichts weiter als 'Si' und 'No' zu Stande, also erklärte ich als einzige fließend englisch-sprachige Person
unserer Organisation ihr unsere Wohnung.
Es waren Alle in der WG recht geschafft: Olga von ihrer langen Reise und Liliam, Wilson und Matteo weil sie
am Samstag und Sonntag gearbeitet hatten),
also folgte ich dem Rat der Leiter des Ausreiseseminares in Erfurt und ging einfach alleine in eine Bar -
irgendwen lernt man schon kennen. Ich traf prompt auf Bruno, einen Galicier Mitte 20 der vor ca. einem
Jahr auch als Freiwilliger in Lodoselo gearbeitet hat. Er stellte mich seinen Freunden vor und so kamen
wir ins Gespräch. An diesem Abend lernte ich dann 'J. R.' kennen:
Ich fragte den Typen wie er heißten würde und er sagte (deutsche Lautschrift:) 'Chota Erre'.
Da ich diesen Namen noch nie gehört hatte fragte ich nach und verstand, dass er 'J. R.' gesagt hatte.
Er erklärte mir, dass das für "José Ramon" steht, bestand allerdings den Rest des Abends darauf, dass ich ihn 'Jota' nennen sollte
und auch als ich seine Telefonnummer im Handy einspeicherte, sollte der Name 'J. R.' sein, da alle Welt
ihn nur unter diesem Namen kennen würde.
-stranger Typ.

Montag war zwar Feiertag, da der 'Comedor' aber jeden Tag im Jahr geöffnet ist mussten Alberto und ich
nach Lodoselo. Allerdings wie am Wochenende: nur von 12 bis ca. 15.30 Uhr.
Dafür hatte ich dann Dienstag frei.
Mittwoch war im Prinzip ein 'normaler' Arbeitstag. Aber auf Grund der neuen Freiwilligen war Alles ein wenig anders:
Ich hatte immer mindestens einen von den drei 'neuen' dabei und erklärte quasi pausenlos WAS, WIE und WARUM ich
machte. Da ich dieses Wochenende wieder arbeiten muss hatte ich Gestern (Donnerstag) und Heute auch frei.
Meine extrem viele Freizeit in dieser Woche nutzte ich allerdings um:
-ins Fitnessstudio zu gehen (da ich keine Möglichkeit habe Tennis zu spielen habe ich mich dort angemeldet,
um wenigstens ein BISSCHEN Sport zu treiben)
-Gitarre zu spielen (es ist erstaunlich was für deutliche Fortschritte macht, wenn man 5 Tage hintereinander jeden
Tag mehr als eine halbe Stunde übt !)
und natürlich um Spanisch zu lernen. Von Carmen habe ich dafür diese Woche großes Lob erhalten, sie
sagt ich sei der erste Freiwillige mit dem sie Lektion 10 des Lehrbuchs überschreiten würde, hätte also
in 3 Monaten mehr gemacht als andere in ihrem ganzen Freiwilligendienst (im Regelfall 12 Monate).

Außerdem habe ich Gestern Mittag meinen Online-sprachkurs beim Cervantes-Institut angefangen.
Dieser dauert 3 Monate und ich muss im Internet in meinem persönlichen Bereich Aufgaben und Vokabel-Spiele erledigen.
In diesen 3 Monaten habe ich permanent einen persönlichen Tutor: Rocio aus Madrid, Wohnhaft in Vigo. :-)

Gestern wurde das mangelnde Kenntnis der englischen Sprache beinahe zum Verhängnis:
Wilson fühlte sich schlagartig schlecht in Lodoselo und musste umgehend vom Krankenwagen ins
Krankenhaus nach Ourense gebracht werden. Da er aber erst ein paar Tage hier ist und seine
Versicherungsdaten von 'European Benefits' sich auf dem Postweg nach Costa Rica befinden
besitzen wir keine Versicherungsnachweise oder ähnliches für ihn.
Carmen bat mich also gegen 11.30 Uhr ins Büro hier in Xinzo um für sie bei
European Benefits anzurufen und die Angelegenheit auf Englisch zu klären.
-Wie wichtig man doch mit einfachem Abiturienten-Englisch seien kann :-D


Jetzt habe ich ja schon einen beachtlichen Text geschrieben,
leider diesmal fast ohne Photos, da meine Kamera die ganze Zeit ruhig in
meiner Schreibtischschublade Pause gemacht hat.
Ab jetzt nehme ich sie aber wieder mit !

Samstag, 6. Dezember 2008

2. Wochenende in Santiago & 2 neue Mitbewohner

Diesen Sonnenuntergang habe ich von der Landstraße die von Lodoselo aus nach Xinzo führt
aufgenommen. Ich fuhr alleine mit Albertos Auto nach Xinzo (er musste noch mit dem Citroen tanken fahren..)
und bei diesem prachtvollen Anblick hielt ich 2 Minuten am Straßenrand um ein paar Photos zu machen.


Hier waren Alberto, Matteo und ich in Ourense. Im Viertel 'Los Vinos' befinden sich
unzählige Bars die galicienweit für ihre Tapas und Pinchos bekannt sind.
Ein Beispiel: Wir gingen in eine der Bars und bestellten uns je ein Glas Rotwein (1,50 € pro Glas).
Dazu wurde uns dann (umsonst) ein Teller mit einem Stückchen Patata-Tortilla, ein Stückchen Brot mit Chorizo
und Käse und zwei Stückchen Brot mit einer Art Sülze (hausgemacht) serviert.
Folgene Art den Abend zu verbringen wird in Ourense deshalb häufig praktiziert :
Man geht einfach von einer Bar in die andere und trinkt jeweils ein Getränk und
isst die dazu servierten Kleinigkeiten. - Am Ende ist man dann satt und voll ;-)

Das Holz musste ich in die 'Schule'(ehemals
die Schule Lodoselos, heute ist sie aber nicht mehr in Betrieb und wird deshalb zu verschiedenen Zwecken
benutzt : An diesem Tag fand dort (Kranken)Gymnastik für die Bewohner der Vivienda statt) bringen
um dort mittels Kamin zu heizen.


Am letzten Wochenende war ich, wie schon angekündigt, mit Michiel in Santiago.
Wir trafen uns Freitag Nachmittag um 5 in Ourense und fuhren mit dem Bus für 10,25 €
von 19.00 bis 21.00 Uhr nach Santiago.
An der 'estación de autobús' erwartete uns Spiros.
Da das Wetter das ganze Wochenende wirklich santiago war - also geregnet hat -
verließen wir die beiden Freiwilligenwohnungen nur wenig und das Wochenende bestand aus :
abends/nachts in diverse Bars gehen
schlafen
spät aufstehen
PHANTASTISCH essen - Spriros machte Samstag Abend selbstgemacht Pizza und
Sonntag Mittag vor unserer Abreise einen Hackfleisch-Kartoffel-Auflauf griechischer Art... großes Lob nocheinmal an dieser Stelle ;-)
Daten am Computer austauschen
mir neue Schuhe kaufen
und Filme gucken....

Sonntag Abend gegen 22.00 war ich dann wieder in Xinzo.

Montag Nachmittag hatte ich doch tatsächlich die Aufgabe den vom Wochenende liegen gebliebenen Schnee
(Jaa, es hat geschneit ;)) mit einer Schubkarre in's Gewächshaus zu transportieren und dort
zu verteilen, da Schnee laut Toño sehr wichtig für den Boden ist,
da er Bakterien abtötet und die Qualität der Erde verbessert ..... ?!

Dienstag Nachmittag hatten Matteo und ich die Aufgabe loszuziehen und zwei Kartons voller Moos
nach Lodoselo zu schleppen, für die Holzkrippe und so. :-)
Der Ausflug war trotz mittelmäßigen Wetters wirklich toll, da die Landschaft und der Weg den wir gingen
eindrucksvoll schön sind.










Dieses Photo habe ich dann auf den Nach-Hause-Weg aus dem Auto heraus
gemacht. - Der Sonnenuntergang kündigt sich an.

Donnerstag Nachmittag ging ich das erste mal mit Kuki in die Vivienda
um dort mit ihr die Nachmittags-Aktivität für die Alten zu organisieren.
Mit Fingerfarbe bemalten wir Eierschalen um Anfang nächster Woche daraus
ein farbiges Mosaik-Muster auf einer Holzplatte zu machen. Mal schauen
was daraus wird...



Ja und Mittwoch Abend gegen 21.30 Uhr kamen dann WILSON aus Costa Rica und
LILIAM aus Nicaragua mit dem Bus in Xinzo an.
4 Tage Reise hinter sich waren die beiden dementsprechend müde und mussten sich
erstmal erholen.
Carmen brachte allerdings Mittwoch Nacht noch einen Haufen Kleider von sich und ihrer Tochter
für Liliam, da ihre Koffer am Madrider Flughafen nicht auftauchten und irgendwo auf
der langen Reise hängengeblieben sind :-/

Für die beiden ist Europa eine völlig andere Welt als sie sie kennen.
Wilson ist 30 und hat Costa Rica vorher noch nie verlassen. Er staunt
über die "immense" Technik hier (-IN XINZO Oo !!) und ist überhaupt von ALLEM
hier überwältigt: von den Häusern die aus Steinblöcken gebaut sind (und nicht
einstöckige Zement-Häuser sind), von den vielen Autos und und und....

Liliam ist bisher noch sehr still und zurückhaltend. In ihrem Dorf in Nicaragua
gibt es keine Autos, man bewegt sich zu Pferd oder manchmal mit Motorrollern/rädern fort.
Ihre Familie hat 200 Kühe, Esel, Hühner, Kaninchen, Ziegen etc.
und sie hat 5 Geschwister (Wilson hat 6).

Die beiden müssen sich also an vieles gewöhnen und viel Neues kennenlernen -
sind aber sehr nett. Gestern Abend saßen wir noch lange zu viert in der Küche zusammen und
haben uns ausgetauscht, Personalausweise verglichen, Witze gemacht und viel gelacht.
Wilson z.B. konnte Matteo und mir nicht glauben was Converse-Chucks hier kosten,
in Costa Rica hat er umgerechnet 3 € für ein Paar bezahlt.

Sonntag Nacht wird 'Olga' aus Polen ankommen und ich soll mitkommen um sie am Busbahnhof
zu empfangen, da sie kein Spanisch spricht und ich der einzige bin der hier Englisch spricht.
-Das wird bestimmt ein Spaß für sie in den ersten paar Wochen o_O

Es sind nur noch zwei Wochen bis in nach Deutschland komme ;-)

Donnerstag, 4. Dezember 2008

nächster Eintrag kommt, versprochen !!

schon wieder EINIGE zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag o_O
aber ich habe einfach so viel zu tun und es passiert so viel, dass ich nicht dazu komme.. hier also mein Versprechen: am Wochenende gibt's einen langen Eintrag mit viel Information und vielen Photos ;-)

Gestern Abend sind die neuen Freiwilligen (aus Nicaragua und Costa Rica) angekommen und Europa ist für sie eine gänzlich andere Welt. - davon werde ich dann auch berichten....

Liebe Grüße an Alle,

Tobi